Telstar hat nach einem Unentschieden gegen Willem II noch eine Chance, in der Eredivisie zu spielen: „Ich weiß nicht, was mit mir passiert“
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Rúnar Sigurgeirsson könnte voller Elend unter den Rasen kriechen. Der Verteidiger von Willem II steht seinem Torwart Thomas Didillon hoffnungslos im Weg, als er eine Flanke schlecht abwehrt. Der Ball landet im Eigentor des Isländers. Zehn Minuten nach der Halbzeit steht es 1:1 und Telstar ist wieder am Leben. Und das, obwohl die Tilburger in der ersten Halbzeit, nachdem sie mit 0:1 in Führung gegangen waren, das Spiel völlig im Griff zu haben schienen.
Die Frage im Vorfeld war, bei welchem Team die Nerven am stärksten lasten würden. SC Telstar, einer der kleinsten Vereine der ersten Liga, kann zum ersten Mal seit fast einem halben Jahrhundert wieder aufsteigen. Der siebte Platz und die Teilnahme an den Playoffs waren schon eine Leistung für sich. ADO Den Haag und FC Den Bosch schieden deutlich aus, sodass nun die Eredivisie lockt. Ein Banner auf der Tribüne mit dem Text „Was für eine Saison!“ zeigt, dass in Velsen-Zuid eigentlich nichts mehr schiefgehen kann.
Bei Willem II gibt es viel zu verlieren. Der Verein aus Tilburg hatte eine passable erste Saisonhälfte, erlebte jedoch eine katastrophale Wiederaufnahme des Wettbewerbs. Am Samstag gelang Willem II ein knapper Sieg gegen den FC Dordrecht – es war der erste Sieg im Kalenderjahr 2025. Der anschließende „Spielfeldsturm“ der Fans wurde außerhalb von Tilburg mit einigem Spott aufgenommen. Schließlich musste noch eine Hürde genommen werden: eine Zwei-Spiele-Serie gegen Telstar.
SicherheitVor dem Spiel wird viel über die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen gesprochen. Es herrscht eine starke Polizeipräsenz und an vielen Stellen rund um das Stadion sieht man Sicherheitskräfte in gelben Westen. „Kann mir jemand erklären, welchen Mehrwert die Zäune am zweiten Eingang bieten?“ es dröhnt aus dem Walkie-Talkie eines der vielen Sicherheitsleute vor dem Stadion. Für den Verein aus Velsen-Zuid ist alles neu; nur ein Vorgeschmack darauf, was passieren wird, wenn der Aufstieg in die Eredivisie tatsächlich gelingt.
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Die Maßnahmen gibt es nicht umsonst. Nach dem Halbfinale der Play-offs gegen den FC Den Bosch, das Telstar gewonnen hatte, stürmten mehrere Dutzend Anhänger beider Mannschaften das Spielfeld und gerieten in eine Schlägerei.
Um solche Szenen zu verhindern, wurde am Donnerstag die Sicht vom Gästeblock der Heimtribüne mit einem schwarzen Tuch abgeschirmt. Darüber hinaus wurde in den letzten Tagen vor dem Gästeblock ein Zaun aufgestellt, um die Fans im Block zu halten. Eine kleine Armee von Sicherheitskräften muss verhindern, dass Fans das Spielfeld erneut betreten.
Angriff auf AngriffVon Beginn an schien Willem II vor allem auf Konter zu setzen. Telstar versucht anzugreifen und bekommt die erste ernsthafte Chance. Die Flanke von Mees Kaandorp kann von Yousseff El Kachati nicht verwandelt werden. Nach fünfzehn Spielminuten stand es dank eines Tores von Ringo Meerveld plötzlich 0:1, danach lehnte sich Willem II noch weiter zurück und überließ Telstar bis zur Halbzeit die Kontrolle über das Spiel.
In der zweiten Hälfte legte Telstar seine Hemmungen ab. Mit Angriffswelle um Angriffswelle kombiniert das Team aus Velsen auch nach dem Ausgleich reibungslos und wird mehrmals gefährlich vor dem Tor von Willem II. Bei jedem Freistoß oder Einwurf skandiert die Menge den Vornamen des besten Torschützen des Vereins, Yousseff El Kachati, der mit neunzehn Toren in dieser Saison der Starspieler von Telstar ist. Unabhängig davon, ob sein Verein am Sonntag aufsteigt oder nicht, scheint El Kachati in der nächsten Saison einen Platz in der Eredivisie sicher zu haben.
Plötzlich ist der Moment gekommen, auf den das Publikum gewartet hat. Mit einem Steilpass von Danny Bakker wird El Kachati ins Rollen gebracht. Er nimmt den Ball an und schließt cool im Eins-gegen-Eins mit Torhüter Didillion ab: 2:1 für Telstar, und das bei weniger als einer halben Stunde Spielzeit.
Viele Fans auf der Tribüne setzen sich nach dem Tor nicht hin. Sicher nicht? „Ich weiß nicht, was mit mir passiert“, ruft ein Unterstützer seinem Nachbarn zu.
Das späte 2:2 durch den eingewechselten Emilio Kehrer wird durch Jubel und Sprechchöre auf den Rängen übertönt. Es ist auch das Endergebnis, aber am Sonntagabend in Tilburg ist Telstar alles andere als chancenlos.
Auch in der ausscheidenden Öffentlichkeit ist diese Erkenntnis lebendig. Es könnte gut sein, dass die rund fünftausend Fans ihr Stadion in einigen Monaten nicht mehr wiedererkennen. Der Aufstieg in die Eredivisie würde bedeuten, dass Telstar den Kunstrasen durch Naturrasen ersetzen müsste. Um das Stadion der Eredivisie würdig zu machen, ist zudem eine umfassende Renovierung erforderlich. „Wer weiß, was wir hier in der nächsten Saison erleben werden“, so das Fazit des Stadionsprechers. Das Rückspiel findet am Sonntag in Tilburg statt.
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